Das spätrömische Steinkammergrab von St. Aldegund
Ungefähr 600 m südlich des alten Ortskernes wurde 1953 in der Weinlage „Klosterkammer“ das spätrömische Steinkammergrab von St. Aldegund entdeckt. Die Fundstelle befand sich etwa 200 m nord-westlich des heutigen Standortes der wieder aufgestellten Steinkammer. Innerhalb der Steinkammer hatte man die Verstorbene - die Grabbeigaben deuten auf eine Frau hin - in einem Eichenholzsarg bestattet, von dem sich nur wenige verkohlte Rückstände erhalten hatten. Die Tote war in ein Brokatgewand gehüllt, worauf Spuren von Gold- und Silberdrahtgeflecht hinweisen. Am Gewand war wohl auch ein kleiner viereckiger Goldanhänger mit eingelegtem grünem Glas befestigt. Vom beträchtlichen Reichtum der Verstorbenen zeugen auch die qualitätvollen Beigaben in der Grabkammer (Abb. 2). Die ehemals wohl mit Speise und Trank gefüllten Gefäße hatte man vorwiegend auf den Holzsarg gestellt. Außerdem fanden sich zwei Haarnadeln aus Bein im Kopfbereich der Toten, eine dritte in einem zylindrischen Behälter aus Horn und ein Stab aus Walrosszahn. |
Abb. 1) Befundpläne mit Aufsicht (oben) und Schnitt des Steinkammergrabes von St. Aldegund.
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Abb. 2) Grabbeigaben aus dem Steinkammergrab von St. Aldegund.
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Abb. 3) Zylindrischer Krug mit Trichteröffnung und breiten Bandhenkeln aus grünlichem Glas.
Abb. 4) Schlanker zylindrischer Becher mit einziehender Mündung aus grünlichem Glas. |
Unmittelbar östlich neben der Grabkammer standen, vermutlich in einer Beigabennische, drei grobkeramische Gefäße der so genannten Mayener Ware. Die Glas- und Keramik-Funde erlauben eine Datierung des Grabes um die Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr. Falls es sich bei dem eingemeißelten Zeichen auf dem Deckstein über dem Kopfende des Grabes um ein Christus-Monogramm in Form eines sechsstrahligen Sternes handelt, wäre in der Verstorbenen eine frühe Christin zu sehen. Ihre reiche Beigabenausstattung ist jedoch mit den veränderten christlichen Glaubensvorstellungen und Bestattungssitten nur schwer zu vereinbaren. Die Tote gehörte wahrscheinlich zu der wohlhabenden Großgutbesitzerfamilie, deren Gutshof (villa rustica) im südlichen Ortsbereich von St. Aldegund lag. Hier stieß man rund 200m südlich des Grabes zwischen 1940 und 1957 bei Arbeiten im Weinberg und 1985 bei Ausschachtungen im Bereich der Moseluferstraße mehrfach auf römische Kulturschichten.
Abb. 6) Schale in Form eines Schiffes aus geschliffenem |
Abb. 5) Kleiner Krug aus blauem Glas mit weißem Schleifenhenkel, Hals- und Standring.
Abb. 7) Kelchförmiger Becher mit hohem Fuß und seitlichen Ringhenkeln aus geripptem, entfärbtem Glas.
Abb. 8) Faltenbecher mit länglichen Dellen aus marmoriertem, opak-rotem Glas.
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Text und Bilder: Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz, Archäologische Denkmalpflege Koblenz (C. A. Jost, M. Neumann) |
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